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TOP 50 HR Influencer*innen in Österreich
By |Published On: 20. April 2023|2200 words|11,1 min read|

Die 4-Tage Woche ist in aller Munde. Sie soll das Allheilmittel gegen den Fachkräftemangel sein. Mehr Flexibilität in der Arbeitszeit stärkt die Arbeitgeberattraktivität und durch mehr Freizeit soll eine gleichbleibende bzw. höhere Produktivität gewährleistet sein. Das alles und noch viel mehr verspricht man sich von diesem neuen Arbeitszeitmodell.

2 Modelle, die oft als eines verkauft werden

Aus meiner Warte jedoch wird hier sehr oft von zwei Paar Schuhen gesprochen – man vermischt die verkürzte Arbeitszeit mit gleichem Gehalt und die komprimierten Stunden, also Vollzeit auf 4 Tage aufgeteilt, miteinander. Doch beide Modelle unterscheiden sich wesentlich von einander. Lasst uns das mal im Detail genauer betrachten:

Variante A
“Die echte 4-Tage Woche”

Verkürzte Arbeitszeit bei Vollzeitgehalt:
4 Tage, ca. 30h bei vollem Gehalt

Hier wird den Mitarbeiter*innen angeboten, ihre Arbeitszeit zu reduzieren, also anstatt 5 Tagen nur 4 Tage die Woche arbeiten zu müssen. Die Arbeitszeit wird dabei um einen Tag (meist 8 Stunden) reduziert, das Vollzeitgehalt bleibt weiter bestehen.

Ein wirkliches Goodie von Arbeitgeber*innen für ihre Mitarbeiter*innen. Und natürlich muss man sich das als Unternehmen leisten können / wollen. Wenn tatsächlich die Produktivität bei diesem Modell mindestens gleich bleibt oder auch steigt – dann würde das wirtschaftlich durchaus Sinn machen. Damit es gut funktioniert müssen aus meiner Sicht aber gewisse Rahmenbedingungen gegeben sein.

Wie funktioniert’s?
  • Vertrauensvolle Unternehmenskultur – so ein Modell setzt voraus, dass man sich gegenseitig vertraut und offen mit dem Thema Arbeitszeit umgeht (weg von Presentism, also nur die Anwesenheit zählt nicht die Leistung, hinzu: Ziele vereinbaren und diese in der verfügbaren Zeit abzuarbeiten)
  • Es braucht klare Vorgaben, wie das Modell in der Praxis von Mitarbeiter*innen und Führungskräften gelebt werden soll
  • Überstundenregelung – was passiert, wenn man doch mal länger arbeiten muss? Auszahlung oder ausgleiten? Oder ist es einfach ein Geben und Nehmen?
  • Effizienzsteigerungsmaßnahmen – wenn weniger Zeit zur Verfügung steht, muss irgendwo Zeit eingespart werden. Prozesse zu überdenken und schlanker gestalten ist hier ein absolutes Muss.

Wer hat dieses Modell schon erfolgreich umgesetzt?

Firmen wie Whatchado, Ueberall Scene oder epunkt haben den Schritt bereits gewagt – alles jedoch Firmen mit unter 300 Mitarbeiter*innen einer überschaubaren Mitarbeiter*innenzahl und durchaus “straight forward” Arbeitszeitmodellen. Spannend wäre zu wissen, ob große Unternehmen mit hoher Mitarbeiter*innenzahl mit diesem Modell auch erfolgreich sein könnten? Vorreiter ist hier sicher Großbritannien, da haben es bereits viele große Unternehmen, wie Gov.uk oder Unilever mit ihren Mitarbeiter*innen ausprobiert. Ein voller Erfolg laut den UK-Medien! In Belgien ist dieses Modell sogar schon gesetzlich verankert seit Februar 2022.

Variante B
“Die aktuell verkaufte 4-Tage Woche”

Komprimierte Stunden:
Vollzeit aufgeteilt auf 4 Tage bei vollem Gehalt

Mitarbeiter*innen wird angeboten, ihre volle Arbeitszeit in 4 Tagen zu absolvieren, um so einen freien Tag mehr in der Woche zu haben. Dies bedeutet, dass man statt 8h pro Tag (bei einer 40h Woche) 10h pro Tag arbeitet. Das Vollzeitgehalt bleibt weiter bestehen.

Ein wichtiger Punkt bei diesem Modell ist jedoch, dass es arbeitgeberfreundlicher ist. Zuschläge für “Überstunden” fallen hier weg, da man ja von vornherein länger arbeiten darf/soll. Wenn der Arbeitstag dann doch länger als 10h werden sollte, gibt es natürlich wieder eine Überstundenregelung.

Wer kam denn auf diese Idee?

Diese Art der Arbeitsgestaltung kommt ursprünglich daher, Spitzenzeiten (z.B. saisonbedingte Produktionsspitzen) besser abzudecken. Dieses Modell, das ich noch gut aus meinen UK-Zeiten aus 2002-2008 kenne, war dort schon gang und gäbe und hat mich damals schon begeistert.

Eigentlich ist dieses Modell ein alter Hut, der jetzt gerade wieder ein Hoch erlebt.

Ich persönlich war als junger Mensch ein Fan dieses Modells, da ich sehr viel gereist bin und meine Reisezeiten für mich so flexibler gestaltbar waren. Aus heutiger Sicht wäre es für mich als Working Mum nicht mehr umsetzbar – zwischen 9-10 Stunden am Tag zu arbeiten und das gleich 4 Tage hintereinander, würde mit der Kinderbetreuung eine Herausforderung. Die aktuellen Betreuungsmöglichkeiten decken diese Arbeitszeiten nicht ab, und sofern nicht eine Home Office Regelung möglich ist, sehe ich dieses Modell als Widerspruch.

Wer hat dieses Modell schon erfolgreich umgesetzt?

Produktionsunternehmen wie KTM haben es probiert, doch haben den Versuch dann wieder gestoppt. Als großes Produktionsunternehmen ist es natürlich eine klare Herausforderung, das alt bekannte Schichtarbeitssystem an nur 4-Tage anzupassen. Was macht man schließlich, wenn am 5. Tag keine Maschinen bedient werden?

Auch die Supermarktkette Lidl probiert es gerade aus. Offizielle Erfahrungswerte dazu gibt es im Moment noch nicht, da man noch in der “Trialperiod” ist. Die komprimierte Arbeitswoche wird im 25hours Hotel bereits seit 2022 gelebt. Das Hotel ist mit dem Modell sehr zufrieden und kommuniziert ihren Erfolg damit auch in den Medien.

Die letzte Arbeitszeitreform brachte uns den freien Samstag hin zu Human Relations

Die letzte Reform der Arbeitszeit liegt schon einige Zeit zurück (nach dem 2. Weltkrieg) –  damals hat man auch die Arbeitszeit reduziert, der Samstag ist nämlich weggefallen und hat damit die 40 Stunden Woche gebracht. 

Was waren die Folgen?

Unternehmen haben weiterhin Gewinne gemacht und die Produktivität ist kontinuierlich gestiegen. Die Erfahrungswerte der Vergangenheit sprechen also dafür, dass das Modell der verkürzten Arbeitszeit bei Vollzeitgehalt funktioniert und Vorteile mit sich bringt. Wirtschaftlich gesehen gibt es aber natürlich auch Bedenken.

Der Stundenlohn steigt für Mitarbeiter*innen und zusätzlich Arbeitskräfte müssen ein gewisses Maß der Stunden abdecken, damit das Modell funktioniert. Außer Unternehmen expandieren/skalieren, so kann natürlich die Produktivität auch noch substantiell erhöht werden.

Mein Fazit

Im Fall Arbeitszeit gibt es meiner Meinung nach keinen “one size fits all” Approach. 

Mein Vorschlag ist mit den Mitarbeiter*innen zu sprechen und deren Bedürfnisse zu verstehen. Wollen Mitarbeiter*innen überhaupt eine 4-Tage Woche? Jeder ist in einer unterschiedlichen Lebensphase mit unterschiedlichen Ansprüchen, das sollte berücksichtigt werden und nicht blind jedem Trend gefolgt werden – das wäre mein Rat. 

Dass die Arbeitszeit revolutioniert werden muss, steht außer Frage, das Gesetz alleine ist schon lange nicht mehr zeitgemäß und entspricht keinesfalls der “New Work” Philosophie – Arbeits- & Privatleben zu verbinden. Die Überarbeitung der gesetzlichen Grundlage wäre für mich zuerst die höchste Priorität, um Mitarbeiter*innen mehr Flexibilität zu gewähren und damit dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken. Belgien ist mit gutem Beispiel voran gegangen, es wäre auch für uns an der Zeit nachzuziehen.

Lucius Annaeus Seneca hat schon gesagt:

„Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.“ 

Die 4-Tage Woche ist in aller Munde. Sie soll das Allheilmittel gegen den Fachkräftemangel sein. Mehr Flexibilität in der Arbeitszeit stärkt die Arbeitgeberattraktivität und durch mehr Freizeit soll eine gleichbleibende bzw. höhere Produktivität gewährleistet sein. Das alles und noch viel mehr verspricht man sich von diesem neuen Arbeitszeitmodell.

2 Modelle, die oft als eines verkauft werden

Aus meiner Warte jedoch wird hier sehr oft von zwei Paar Schuhen gesprochen – man vermischt die verkürzte Arbeitszeit mit gleichem Gehalt und die komprimierten Stunden, also Vollzeit auf 4 Tage aufgeteilt, miteinander. Doch beide Modelle unterscheiden sich wesentlich von einander. Lasst uns das mal im Detail genauer betrachten:

Variante A
“Die echte 4-Tage Woche”

Verkürzte Arbeitszeit bei Vollzeitgehalt:
4 Tage, ca. 30h bei vollem Gehalt

Hier wird den Mitarbeiter*innen angeboten, ihre Arbeitszeit zu reduzieren, also anstatt 5 Tagen nur 4 Tage die Woche arbeiten zu müssen. Die Arbeitszeit wird dabei um einen Tag (meist 8 Stunden) reduziert, das Vollzeitgehalt bleibt weiter bestehen.

Ein wirkliches Goodie von Arbeitgeber*innen für ihre Mitarbeiter*innen. Und natürlich muss man sich das als Unternehmen leisten können / wollen. Wenn tatsächlich die Produktivität bei diesem Modell mindestens gleich bleibt oder auch steigt – dann würde das wirtschaftlich durchaus Sinn machen. Damit es gut funktioniert müssen aus meiner Sicht aber gewisse Rahmenbedingungen gegeben sein.

Wie funktioniert’s?
  • Vertrauensvolle Unternehmenskultur – so ein Modell setzt voraus, dass man sich gegenseitig vertraut und offen mit dem Thema Arbeitszeit umgeht (weg von Presentism, also nur die Anwesenheit zählt nicht die Leistung, hinzu: Ziele vereinbaren und diese in der verfügbaren Zeit abzuarbeiten)
  • Es braucht klare Vorgaben, wie das Modell in der Praxis von Mitarbeiter*innen und Führungskräften gelebt werden soll
  • Überstundenregelung – was passiert, wenn man doch mal länger arbeiten muss? Auszahlung oder ausgleiten? Oder ist es einfach ein Geben und Nehmen?
  • Effizienzsteigerungsmaßnahmen – wenn weniger Zeit zur Verfügung steht, muss irgendwo Zeit eingespart werden. Prozesse zu überdenken und schlanker gestalten ist hier ein absolutes Muss.

Wer hat dieses Modell schon erfolgreich umgesetzt?

Firmen wie Whatchado, Ueberall Scene oder epunkt haben den Schritt bereits gewagt – alles jedoch Firmen mit unter 300 Mitarbeiter*innen einer überschaubaren Mitarbeiter*innenzahl und durchaus “straight forward” Arbeitszeitmodellen. Spannend wäre zu wissen, ob große Unternehmen mit hoher Mitarbeiter*innenzahl mit diesem Modell auch erfolgreich sein könnten? Vorreiter ist hier sicher Großbritannien, da haben es bereits viele große Unternehmen, wie Gov.uk oder Unilever mit ihren Mitarbeiter*innen ausprobiert. Ein voller Erfolg laut den UK-Medien! In Belgien ist dieses Modell sogar schon gesetzlich verankert seit Februar 2022.

Variante B
“Die aktuell verkaufte 4-Tage Woche”

Komprimierte Stunden:
Vollzeit aufgeteilt auf 4 Tage bei vollem Gehalt

Mitarbeiter*innen wird angeboten, ihre volle Arbeitszeit in 4 Tagen zu absolvieren, um so einen freien Tag mehr in der Woche zu haben. Dies bedeutet, dass man statt 8h pro Tag (bei einer 40h Woche) 10h pro Tag arbeitet. Das Vollzeitgehalt bleibt weiter bestehen.

Ein wichtiger Punkt bei diesem Modell ist jedoch, dass es arbeitgeberfreundlicher ist. Zuschläge für “Überstunden” fallen hier weg, da man ja von vornherein länger arbeiten darf/soll. Wenn der Arbeitstag dann doch länger als 10h werden sollte, gibt es natürlich wieder eine Überstundenregelung.

Wer kam denn auf diese Idee?

Diese Art der Arbeitsgestaltung kommt ursprünglich daher, Spitzenzeiten (z.B. saisonbedingte Produktionsspitzen) besser abzudecken. Dieses Modell, das ich noch gut aus meinen UK-Zeiten aus 2002-2008 kenne, war dort schon gang und gäbe und hat mich damals schon begeistert.

Eigentlich ist dieses Modell ein alter Hut, der jetzt gerade wieder ein Hoch erlebt.

Ich persönlich war als junger Mensch ein Fan dieses Modells, da ich sehr viel gereist bin und meine Reisezeiten für mich so flexibler gestaltbar waren. Aus heutiger Sicht wäre es für mich als Working Mum nicht mehr umsetzbar – zwischen 9-10 Stunden am Tag zu arbeiten und das gleich 4 Tage hintereinander, würde mit der Kinderbetreuung eine Herausforderung. Die aktuellen Betreuungsmöglichkeiten decken diese Arbeitszeiten nicht ab, und sofern nicht eine Home Office Regelung möglich ist, sehe ich dieses Modell als Widerspruch.

Wer hat dieses Modell schon erfolgreich umgesetzt?

Produktionsunternehmen wie KTM haben es probiert, doch haben den Versuch dann wieder gestoppt. Als großes Produktionsunternehmen ist es natürlich eine klare Herausforderung, das alt bekannte Schichtarbeitssystem an nur 4-Tage anzupassen. Was macht man schließlich, wenn am 5. Tag keine Maschinen bedient werden?

Auch die Supermarktkette Lidl probiert es gerade aus. Offizielle Erfahrungswerte dazu gibt es im Moment noch nicht, da man noch in der “Trialperiod” ist. Die komprimierte Arbeitswoche wird im 25hours Hotel bereits seit 2022 gelebt. Das Hotel ist mit dem Modell sehr zufrieden und kommuniziert ihren Erfolg damit auch in den Medien.

Die letzte Arbeitszeitreform brachte uns den freien Samstag hin zu Human Relations

Die letzte Reform der Arbeitszeit liegt schon einige Zeit zurück (nach dem 2. Weltkrieg) –  damals hat man auch die Arbeitszeit reduziert, der Samstag ist nämlich weggefallen und hat damit die 40 Stunden Woche gebracht. 

Was waren die Folgen?

Unternehmen haben weiterhin Gewinne gemacht und die Produktivität ist kontinuierlich gestiegen. Die Erfahrungswerte der Vergangenheit sprechen also dafür, dass das Modell der verkürzten Arbeitszeit bei Vollzeitgehalt funktioniert und Vorteile mit sich bringt. Wirtschaftlich gesehen gibt es aber natürlich auch Bedenken.

Der Stundenlohn steigt für Mitarbeiter*innen und zusätzlich Arbeitskräfte müssen ein gewisses Maß der Stunden abdecken, damit das Modell funktioniert. Außer Unternehmen expandieren/skalieren, so kann natürlich die Produktivität auch noch substantiell erhöht werden.

Mein Fazit

Im Fall Arbeitszeit gibt es meiner Meinung nach keinen “one size fits all” Approach. 

Mein Vorschlag ist mit den Mitarbeiter*innen zu sprechen und deren Bedürfnisse zu verstehen. Wollen Mitarbeiter*innen überhaupt eine 4-Tage Woche? Jeder ist in einer unterschiedlichen Lebensphase mit unterschiedlichen Ansprüchen, das sollte berücksichtigt werden und nicht blind jedem Trend gefolgt werden – das wäre mein Rat. 

Dass die Arbeitszeit revolutioniert werden muss, steht außer Frage, das Gesetz alleine ist schon lange nicht mehr zeitgemäß und entspricht keinesfalls der “New Work” Philosophie – Arbeits- & Privatleben zu verbinden. Die Überarbeitung der gesetzlichen Grundlage wäre für mich zuerst die höchste Priorität, um Mitarbeiter*innen mehr Flexibilität zu gewähren und damit dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken. Belgien ist mit gutem Beispiel voran gegangen, es wäre auch für uns an der Zeit nachzuziehen.

Lucius Annaeus Seneca hat schon gesagt:

„Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.“ 

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Über die Autorin

Marion Eppinger ist die #hrpassionista

Sie ist Influencerin für Trends im HR-Bereich. Richtungsweisend und agil für Top-Themen der Branche.

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