Upskilling: Weiterbilden statt austauschen!
Warum der Nine-to-Five Job vielleicht gar keinen Sinn mehr ergibt.
By |Published On: 21. September 2020|1311 words|6,7 min read|

Effektives Lernen – alles eine Frage der richtigen Methode! Bereits in meinem Artikel “Upskilling – Weiterbilden statt austauschen” rückte ich das Thema Lernen in den Vordergrund.

Wir leben in einer Zeit, in der einem vor Augen geführt wird, dass man nie ausgelernt hat. Es gibt massenhaft Weiterbildungsmöglichkeiten, wodurch es immer schwieriger scheint, die richtige Option herauszufinden – denn gefühlt ist das Angebot grenzenlos!

Als erfahrene Personalistin konfrontieren mich meine Kunden immer wieder mit der Frage: “Wie finde ich nun das Passende für mich oder für mein Unternehmen?”. Zuerst begleite ich meine Kunden dabei herauszufinden, was sie lernen möchten.

Im nächsten Schritt definieren wir gemeinsam die richtige Methodik. Denn leider kommt das WIE oft zu kurz!

Als Führungskraft gilt es zu wissen, welche Lerntypen gibt es im Unternehmen, wie lernen meine MitarbeiterInnen am besten und wie fühlen sie sich zu einem Thema bestmöglich abgeholt? – Warum das wichtig ist? Natürlich damit der größtmögliche Lernerfolg gewährleistet wird.

Lerntypen sind eine große Leidenschaft von mir. Ich beziehe mich in meiner täglichen Arbeit sehr gerne auf das Modell von William Moulton Marston. Sein Buch „The Emotions of Normal People“ beschreibt sein Konzept von vier verschiedenen Verhaltensstilen. (Man könnte hier jetzt natürlich darüber diskutieren, was „normale“ Menschen sind. Ich gehe in meinem Artikel davon aus, dass es sich um eine durchschnittliche Person handelt, die sich gerne weiterbilden möchte).

Was haben nun diese Verhaltensstile mit Lernverhalten zu tun?

Verhaltensstile beeinflussen uns in unserem täglichen Leben, wie wir gerne arbeiten und miteinander umgehen. Dies hat natürlich auch einen Einfluss auf unser Lernverhalten. Umso wichtiger ist es zu erkennen, was uns beim Lernen Spaß macht und was als Bürde empfunden wird.

Was sind denn nun diese vier Verhaltensstile, die unser Lernen beeinflussen sollen?

Laut Marsten, gibt es die folgende Vier Typen:

Introvertiert
In sich gekehrt, führt inneren Monolog, bevorzugt den Rückzug, um zu reflektieren und Energie zu tanken, denkt zuerst und wählt seine Worte mit bedacht.


Extrovertiert
Nach außen orientiert, spricht, um Gedanken und Ideen zu verarbeiten, braucht die externe Kommunikation, um Energie zu gewinnen und neue Ideen zu entwickeln

Aufgabenorientiert
Die Aufgabe liegt im Fokus, diese zu erreichen und abzuarbeiten ist das Wichtigste, Beziehungen zu Menschen stehen eher im Hintergrund

Menschenorientiert
Der Mensch und die Beziehung zu ihm / ihr sind das Wichtigste, demnach wird entschieden, ob eine Aufgabe gemacht wird oder nicht

Falls Ihnen diese Stile bereits bekannt vorkommen: diese Methode ist stark angelehnt an die Theorie von C. G. Jung, der seine Arbeit über Psychologische Typen zeitgleich zu Marston veröffentlichte.


Aber egal wer was, wann, wo gesagt hat – im Grunde basieren alle Theorien auf denselben Prinzipien.

Doch wie finde ich mich nun in den verschiedenen Typen zurecht? Was bedeutet das nun für mich? Keine Sorge, ich nehme Sie bei der Lösungsfindung an die Hand!

Beantworten Sie folgende Fragen:

» Recherchieren Sie gerne Themen alleine und vorab, um sich gut vorzubereiten?
» Brauchen Sie Zeit und Ruhe, um andere besser kennenzulernen?
» Reflektieren Sie gerne für sich und sprechen dann erst Inhalte an?
» Empfinden Sie interaktives Lernen / Improvisations-Theater / Gruppenarbeiten als stressig?

☒ Haben Sie die Mehrheit dieser Fragen mit JA beantwortet?
Dann sind sie mit hoher Wahrscheinlichkeit introvertiert.

» Brauchen Sie um zu Lernen andere Menschen um sich?
» Gemeinsamer Austausch und Reflektieren sind für Sie die Basis neuer Ideen?
» Bevorzugen Sie Input von anderen, um ein Problem zu lösen?
» Gehen Sie gerne unter Menschen, um sich eine Pause zu gönnen.
» Fällt es Ihnen leicht mit „Fremden“ in Kontakt zu treten?

☒ Erkennen Sie sich in den Fragen wieder und antworten Sie vermehrt mit JA?
➯ Dann sind Sie ein eher extrovertierter Typ.

Nun wissen Sie, wo Sie sich zu Hause fühlen.

Selbstverständlich ist dies nur ein Aspekt unserer Persönlichkeit! Wenn wir jedoch in die Tiefe gehen, gibt es noch weitere Ebenen, die unser bevorzugtes Lernverhalten beeinflussen.

Gehen wir einen Schritt weiter und prüfen Sie, welche Aussagen Sie mehr ansprechen?

A) Für mich stehen in der Zusammenarbeit die Aufgaben im Vordergrund und nicht die persönliche Beziehung zu anderen, denn die Umsetzung bzw. Lösung von Aufgaben hat für mich die höchste Priorität.

B) Für mich stehen in der Zusammenarbeit die Aufgaben im Vordergrund und nicht die persönliche Beziehung zu anderen, denn die Umsetzung bzw. Lösung von Aufgaben hat für mich die höchste Priorität.

C) Der persönliche Umgang und ein „lustiges Miteinander“ haben meiner Ansicht nach eher einen niedrigen Stellenwert.

D) Ich schätze eine fokussierte Arbeitsweise sehr.

Finden Sie sich bereits in diesen Aussagen wieder?
Dann können Sie sich als aufgabenorientiert bezeichnen.

E) Mich inspiriert oft mein Bauchgefühl und die Beziehung zu anderen.

F) Es ist mir wichtig, Zusammenhänge und meinen Beitrag dazu zu verstehen.

G) Die Sympathie zu jemanden ist mir oft wichtiger als die Aufgabe selbst.

H) Denn Harmonie in der Zusammenarbeit ist immens wichtig und dabei darf der Spaß auch nie zu kurz kommen.

Können Sie diesen Aussagen zustimmen?
➯ Wenn, ja, so können Sie sich als menschenorientiert bezeichnen.

Sie haben jetzt also ihre Typen-Kombination aus introvertiert, extrovertiert, arbeits- und menschenorientiert gefunden – was nun?

Wie bereits festgestellt, ist das Leben ein ständiges Lernen und Upskillen. Es ist zur Zeit wichtiger denn je, den Fokus auf die richtige Methodik für den jeweiligen Lerntyp zu legen. Nun wissen Sie, wo Sie stehen bzw. Sie Ihre Mitarbeiter einordnen können!

Hier meine Empfehlungen, wie Sie sich und Ihre MitarbeiterInnen mit den richtigen Lernmethoden effizient Up-zu-skillen:
  • Sie sind introvertiert und aufgabenorientiert? – Dann spricht Sie Job Enrichment perfekt an. Warum?
    Durch die Übernahme einer bestimmten zusätzlichen Aufgabe, kann man sich zusätzliches Wissen aneignen und es ist personenunabhängig.

  • Genießen Sie ein ruhiges Umfeld und lernen Sie gerne fokussiert von einer Person? – Auf den Punkt gebracht: Sie sind introvertiert und beziehungsorientiert!
    Dann werden Sie Ihr größtes Lernerlebnis im Peer Coaching haben. Bei dieser Variante, lernt man direkt von einem Kollegen durch beobachten und gezielte Fragen.

  • Als extrovertierter und aufgabenorientierter Typ wird Ihnen der Lernstil der Jobrotation sehr entgegenkommen.
    Sie eignen sich durch einen kurzfristigen Wechsel in eine andere Abteilung das notwendigste Wissen von (neuen) KollegInnen an, um danach wieder in ihren Ursprungsjob zurückzukehren.

  • Zusammenkünfte mit fremden Personen, um gemeinsam zu lernen, bereitet Ihnen Freude? – Dann sind sie höchstwahrscheinlich extrovertiert und beziehungsorientiert. Die geeignetste Lernvariante für Sie wird der Working Out Loud Circle sein. Gemeinsam mit Kollegen an einem Ziel zu arbeiten, voneinander zu lernen und im persönlichen Austausch Ihr Netzwerk zu erweitern klingt doch ideal, nicht wahr?

  • Last but not least: Mentoring – diese Lernmethode kann meiner Meinung nach für alle vier Lern-Typen eingesetzt werden. Da Mentoring eine Zweier-Beziehung ist – spricht diese genauso introvertierte wie auch extrovertierte Persönlichkeiten an. Dies kann entweder zum Beziehungsaufbau dienen oder auch um einfach sicherzustellen, dass eine Aufgabe fokussiert abgearbeitet wird. Es ist also die perfekte Lernvariante für alle Typen, wenn sie richtig aufgesetzt wird.

Mein Fazit

Das Thema Persönlichkeiten ist natürlich noch viel komplexer als es hier dargestellt ist. Es kommt darauf an, welche Ebene betrachtet wird, denn auch hier gibt es viele verschiedene Varianten und Methoden. Ich habe diese gewählt, weil ich sie als leicht verständlich und sofort anwendbar empfunden habe.

Wer dieses Modell als Basis heranzieht, um darauf aufbauend Learning & Development Programme zu entwickeln, hat schon den ersten Schritt in die richtige Richtung getan.

Dieses Konzept bietet die perfekte Bühne, erfolgreiches und nachhaltiges Lernen zu ermöglichen. Auf unterschiedliche Persönlichkeiten abgestimmte Methoden, ermöglicht lernen mit Begeisterung.

Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass das Gelernte morgen nicht gleich wieder vergessen wird. Schon auf den Geschmack gekommen? – Dann Ärmel hochkrempeln und in Aktion treten!

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Über die Autorin

Marion Eppinger ist die #hrpassionista

Sie ist Influencerin für Trends im HR-Bereich. Richtungsweisend und agil für Top-Themen der Branche.

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