Sinnfrage: Was ist die Aufgabe einer HR-Abteilung? Wissen wir überhaupt, was wir sind und wofür wir stehen (sollten)? Soll der neue Name “People & Culture” von den akuten Problemen ablenken?
Vergangenheit und Gegenwart
Schauen wir uns einmal genauer an, welche Bezeichnungen es bereits gab und deren Bedeutungen:
Das Personalbüro
Begonnen hat alles mit dem klassischen Personalbüro / der Personalabteilung. Wenn man sich als Arbeitnehmer*in dorthin wandte, war klar man bekommt folgende Auskünfte:
- Dienstverträgen & -änderungen
- Abwesenheiten
- Lohn- & Gehaltsabrechnung
- arbeitsrechtliche Fragestellungen etc…
Hier war das Personalbüro der administrative Experte und für die korrekte Umsetzung diverser Anfragen zuständig. Es ging weniger um die strategische Gestaltung, mehr um die operative Abwicklung von Personalangelegenheiten. Strategische Ressourcenplanung war damals noch ein Fremdwort.
Human Resources
Danach entstand der Begriff bzw. die Bezeichnung Human Resources – der Mensch als Ressource für das Unternehmen. Das kann man jetzt sehen, wie man will – entweder als wertvolle Ressource oder – knallhart gesagt – “nur” als Ressource, um wirtschaftliche Unternehmensziele zu erreichen. Ein zweischneidiges Schwert, wenn man so will. Ich hatte immer so meine Probleme mit dieser Bezeichnung, weil ich zweiteres öfter wahrgenommen habe. Das Ziel hätte eigentlich sein sollen, dass man vom administrativen Experten zum strategischen Business Partner für die Geschäftsführung aufsteigt. Die Idee war, das Unternehmen und seine Prozesse zu verstehen und auf Augenhöhe mit dem Management Personalstrategien zu entwickeln. Die Bezeichnung fand schnell Anklang, aber die Umsetzung war nicht immer zielführend. Nur weil das Geschenk eine neue Verpackung hat, heißt das noch lange nicht, dass sich der Inhalt auch verändert hat…You know what I mean 😉 Das Business Partner Modell ist sicher keines, das zu jeder Unternehmenskultur / -größe passt, aber Ansätze davon sind überall umsetzbar.
People & Culture
Vor kurzer Zeit entstand jetzt der Begriff People & Culture. Von nun an sollen Mitarbeiter*innen motiviert werden mittels Eigeninitiative und Selbständigkeit, Veränderungen erkennen, diese mitgestalten und damit eine Weiterentwicklung im Unternehmen von sich aus bewirken. Die Große Frage, die sich mir dabei stellt ist – Wie? Und vor allem wer?
Der People (& Culture) Manager im Englischen ist eine Führungskraft – wie kam es, dass nun HR diese Bezeichnung erhalten hat? Das geplante Wunschdenken von Weiterentwicklung gilt doch für alle, insbesondere für Führungskräfte. #leadingbyexample
Culture, also Unternehmenskultur, ist so ein ähnliches Thema, wir können diesen Bereich (vielleicht) beeinflussen, wenn wir den richtigen Support vom Unternehmen haben – aber verantwortlich dafür ist am Ende natürlich jeder selbst. Also welche Kultur wir vorleben, wie wir miteinander umgehen wollen und wie wir diese ausleben im Internen- und Externen-Umgang.
Das Kulturthema betrifft alle Abteilungen. Wie sieht es also mit Marketing & Culture, Finance & Culture oder Legal & Culture aus? Corporate Culture ist ein Thema, viel zu groß für nur eine Abteilung.
Ob People & Culture der richtige Begriff dafür ist – bin ich mir nicht sicher. Dass eine Abteilung für so ein globales Thema stehen soll, finde ich unrealistisch.
Weg von HR sowie People and Culture hin zu Human Relations
Human Relations
Meiner Meinung nach ist der Ansatz der Beziehung absolut richtig, doch wäre für mich die Bezeichnung Human Relations viel passender.
Den Fokus auf die Beziehung zu Menschen und das Miteinander zu lenken, weg von der “Nutzung der Ressource“, finde ich absolut relevant. Wenn man es schafft als Personaler*in gute Beziehungen zu neuen Kandidat*innen, zu bestehenden und auch zu gehenden Mitarbeiter*innen zu haben, dann hat man alles richtig gemacht. Wären wir bei der so genannten positiven Employee/Candidate Experience, von der man immer spricht, könnte man proaktiv dem Arbeitskräftemangel entgegen wirken.
Natürlich müssen wir uns als Abteilung zeitgemäß und modern ausrichten. Dazu muss man nicht immer das Rad neu erfinden. Nach meinen Erfahrungen nach sollte man jede Bezeichnung im Unternehmen mit Bedacht wählen und nicht jedem Trend willkürlich oder kritiklos folgen. Meine starken Gefühle für dieses Thema rühren auch daher, dass es mir aktuell so vorkommt, dass sich zu viele Unternehmen versuchen mit dem neuen Abteilungs-Label abzulenken, um Dinge schönzureden, statt die Themen beim Schopf zu packen und wirklich etwas zu verändern.
Mein Fazit
Mitarbeiter*innen / Kandidat*innen-Zufriedenheit werden nicht besser, wenn man dem Sorgenkind einen neuen Namen gibt. Man sollte aktiv an den notwendigen Problemstellungen arbeiten. Es ist endlich an der Zeit, dass Firmen im Ganzheitlichen die Beziehung der Menschen als Stärke erkennen, nicht nur im Personal-Bereich. Die Personalabteilung ist dafür aber nicht alleine verantwortlich. Bedürfnisse und Potenziale von Mitarbeiter*innen ernst nehmen und fördern – ja – Schlechte Arbeitsbedingungen und Missstände mit neuem Namen kaschieren – nein! Wenn es also unbedingt einen neuen Namen braucht, um diese Veränderung anzutreiben, dann weg vom nichtssagenden “People & Culture” hin zu Human Relations.
Über die Autorin
Marion Eppinger ist die #hrpassionista
Sie ist Influencerin für Trends im HR-Bereich. Richtungsweisend und agil für Top-Themen der Branche.
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