„Wir sind wie eine Familie“ – ein Satz, den ich immer wieder in Unternehmen höre, oder als Teil Ihrer Employer Branding Strategie sehe. Sind wir jetzt einmal ehrlich – Warum eigentlich? Familienangelegenheiten sind ja sowieso nicht immer einfach. Denken wir nur an das altbekannte Weihnachtsdrama. Da frage ich mich, warum streben immer noch so viele nach Familie im Unternehmenskontext?
Die Auswirkungen des “Familienspiels” auf die Belegschaft in einem Unternehmen sind nicht zu unterschätzen. Meines Erachtens führt der Begriff „Familie“ im Unternehmen zu Schwierigkeiten. Fünf Gründe, warum dessen Verwendung auf jeden Fall überdacht werden sollte:
Anerkennung und Liebe im Unternehmen suchen:
Typisch ist oft die Verwechslung des Unternehmens mit der Familie – nicht umsonst gibt es das Sprichwort: “Er/Sie ist verheiratet mit dem Job oder der/die GeschäftsführerIn sind wie Eltern für mich.” Wenn man das Unternehmen mit der Familie verwechselt, ist unglücklich sein vorprogrammiert, denn die Liebe und Anerkennung wie in einer echten Familie bekommt man nie.
Kündigung, oft ein schwieriges Thema:
Aus einer Familie ausgeschlossen werden, geht nicht – entweder man ist biologisch gesehen Teil einer Familie oder nicht. Gilt die Familienphilosophie auch im Unternehmen, kann man sich schwer oder gar nicht von MitarbeiterInnen trennen und / oder ist empört, wenn jemand das Unternehmen verlässt, denn er oder sie verlässt ja die Unternehmensfamilie! Die Auswirkungen auf Teams oder die Stimmung im Unternehmen können oft fatal sein – wer will schon einen Underperformer im Team mittragen?
Performance- und Verhaltensprobleme werden geduldet:
Oft etwas, das ich in Unternehmen beobachtet habe, die sich als Familie positionieren. Warum? In einer Familie geht es nie um Performance, sondern um bedingungslose Liebe. Wie wir alle wissen, Eltern verzeihen einem fast alles, weil sie ihr Kind lieben, so wie es ist. Daher passiert es immer wieder in Unternehmen, dass schlechtes Verhalten oder Poor Performance toleriert werden. Handlungen eines Familienmitglieds werden oftmals ohne Konsequenz geduldet.
Sicherheit in Krisenzeiten:
Niemand kann ein Familienmitglied ersetzen – oft suchen MitarbeiterInnen einen Ersatz für Familienmitglieder in Unternehmen, bewusst oder unbewusst. Meist geht es darum Sicherheit zu finden – doch das ist nur bedingt möglich. In Krisenzeiten wird in Unternehmen objektiv entschieden, wer bleibt oder geht. Wenn nun die Entscheidung fällt, sich von einer/m MitarbeiterIn zu trennen, dann ist die Enttäuschung bei MitarbeiterInnen oft sehr groß. Dies kann soweit gehen, dass diese wortwörtlich in den „Krieg“ gegen das Unternehmen ziehen. Der Grund für dieses Verhalten? Das Unternehmen kann der Rolle als Familie niemals gerecht werden.
Konstruktives Feedback:
In einer Familie darf man ja sprechen, wie einem der Schnabel gewachsen ist, und das ist nicht immer förderlich! Wird die Familie im Unternehmen forciert, dann ist kaum Raum für konstruktives Feedback. Kommt es zu Fehlverhalten am Arbeitsplatz, fällt das Ansprechen dieser Themen oft schwer, weil man niemanden „enttäuschen“ will – MitarbeiterInnen reagieren dann oft unangemessen, wie ein Kind – zB. trotzig und stur.
Also was ist nun die Lösung, wenn einer dieser Punkte im Unternehmen wahrgenommen wird.
Der erste Schritt ist bereits getan: die Wahrnehmung und das Bewusst machen bringen oft schon den Stein ins Rollen.
Und wie geht es nun weiter? Als nächstes sollte man sich vor Augen halten, dass man selbst eine Familie hat und keine „Ersatzfamilie“ benötigt. Das entspannt meist alle Beteiligten!
Intern besprechen/entscheiden, ob man den Begriff Familie aus dem Unternehmenskontext heraushält. Als Ersatz gibt es viele schöne andere Begriffe wie Teamgeist, Zusammenhalt, ein Miteinander, um nur einige zu nennen.
Wenn das alles nicht möglich ist, gibt es eine sehr gute und effektive Lösung: eine Familien-/Organisationsaufstellung. Hier geht es darum Ordnung in ein Team oder in eine Familie zu bringen, damit man nicht in die Verwechslung stolpert. Auch wenn man nun merkt, dass das Thema Familie bereits zu stark ins Business integriert ist und man Hilfe braucht dieses Konstrukt zu lösen.
Wenn das alles nicht möglich ist, gibt es eine sehr gute und effektive Lösung: eine Familien-/Organisationsaufstellung. Hier geht es darum Ordnung in ein Team oder in eine Familie zu bringen, damit man nicht in die Verwechslung stolpert. Auch wenn man nun merkt, dass das Thema Familie bereits zu stark ins Business integriert ist und man Hilfe braucht dieses Konstrukt zu lösen.
Mein Fazit
Abschließend möchte ich noch einen Gedanken mitgeben: Jeder sollte sich darüber im Klaren sein, dass nichts und niemand die echte Familie ersetzen kann. Das Leben hält leider oft schwere Schicksale im Familienleben bereit, doch ist es umso wichtiger, sich dessen bewusst zu sein und die eigene Haltung anzupassen. Dies ist sowohl für den beruflichen als auch den privaten Erfolg immens wichtig.
“Das Leben ist nicht das, was es sein sollte. Es ist, was es ist. Die Art und Weise, damit umzugehen, macht den Unterschied.”
Virginia Satir
Über die Autorin
Marion Eppinger ist die #hrpassionista
Sie ist Influencerin für Trends im HR-Bereich. Richtungsweisend und agil für Top-Themen der Branche.
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